Amazon FBA vs. FBM: Welches Fulfillment-Modell passt zu Deinem Geschäft?

Wenn Du als Seller auf Amazon tätig bist, stehst Du vor einer wichtigen Frage: Welches Fulfillment-Modell solltest Du wählen? Die Entscheidung zwischen Fulfillment by Amazon (FBA) und Fulfillment by Merchant (FBM) hat einen enormen Einfluss auf Dein Geschäft, von den Logistikkosten bis hin zur Kundenzufriedenheit. In diesem Beitrag erfährst Du, was die Unterschiede sind, welche Vor- und Nachteile jedes Modell bietet und welches besser zu Deinem Geschäft passt.

FBA steht für „Fulfillment by Amazon“. Hier übergibst Du die gesamte Logistik an Amazon. Das bedeutet, Amazon übernimmt das Lagern, Verpacken, Versenden und auch den Kundenservice sowie die Bearbeitung von Rücksendungen. Du schickst Deine Produkte an Amazons Logistikzentren, und sobald eine Bestellung eingeht, kümmert sich Amazon um den Rest.

Vorteile von FBA

• Prime-Versand: Deine Produkte werden für Prime-Mitglieder mit kostenlosem, schnellem Versand angeboten, was die Kaufwahrscheinlichkeit erhöht.
• Automatisierter Versand und Lagerung: Du musst Dir keine Gedanken über die Lagerung oder den Versand Deiner Waren machen.
• Kundensupport: Amazon übernimmt auch den Kundenservice und die Bearbeitung von Rücksendungen.
• Besseres Ranking: Amazons Algorithmus bevorzugt in der Regel FBA-Produkte.

Nachteile von FBA

• FBA Kosten: Die Gebühren für Lagerung, Versand und Rücksendungen können sich summieren, besonders für Produkte, die sich langsam verkaufen oder viel Platz einnehmen.
• Weniger Kontrolle: Da Amazon den gesamten Versandprozess übernimmt, hast Du weniger Kontrolle über die Verpackung und den direkten Kundenkontakt. Dadurch wird ggf. auch der Rücknahme von bestellten Einheiten stattgegeben, welche für Dich als Seller einen nicht verlautbaren Lagerbestand bedeuten und hohe Remissionskosten mit sich bringen.
• Austausch mit Amazon und Versandberichten notwendig: Seit 2023 unterliegt jeder Seller starten Compliance-Regulationen hinsichtlich Verpackungskosten und Entsorgungsströmen (ERP, LUCID, duales System wie Grüner Punkt).
• Nachkontrolle notwendig: Als Seller sollte man auf der Hut sein und regelmäßig Bestand und Lagerung nachkontrollieren, sowie den LBI (Lagerbestandsindex) im Blick haben. Nicht selten befinden sich Produkte plötzlich in der falschen Lagerkategorie (z.B. Übergröße mit mehr Kosten) oder Einheiten sind verloren gegangen. Erstattungen durch Amazon müssen dann manuell durch Prüfung und Antrag angefordert werden, um ein unnötiges Verlustgeschäft zu vermeiden.

FBM steht für „Fulfillment by Merchant“. Hier bist Du selbst für die Lagerung, den Versand und den Kundenservice verantwortlich. Deine Produkte werden nicht in Amazons Logistikzentren gelagert, sondern direkt von Dir (oder einem Drittanbieter-Logistiker) an die Kunden versendet.

Vorteile von FBM

• Mehr Kontrolle: Du behältst die Kontrolle über den Versandprozess und den direkten Kundenkontakt. Das ist besonders wichtig für Händler, die Wert auf eine persönliche Note legen.
• Geringere Gebühren: Da Amazon keine Lager- und Versandgebühren erhebt, sind die Gesamtkosten oft geringer – vorausgesetzt, Du hast eine effiziente Versandlösung.
• Flexibilität bei der Lagerung: Du kannst Produkte lagern, wo immer es für Dich am günstigsten ist, und hast keine langfristigen Lagerkosten bei Amazon.

Nachteile von FBM

• Kein Prime-Versand: Ohne FBA verlierst Du den Vorteil des schnellen und kostenfreien Prime-Versands, was potenziell weniger Kunden anziehen könnte, wenn dadurch die Bearbeitungs- und Versandzeit größer als 3 Tage ist (Ausnahme: Prime durch Verkäufer).
• Logistikaufwand: Du musst den gesamten Versandprozess selbst managen, was besonders bei hohem Auftragsvolumen eine Herausforderung sein kann.
• Strenge Regulation: Es gibt genaue Anweisungen, an die sich alle Seller halten müssen, wenn sie sich selbst um die Käufer-Verkäufer-Kommunikation kümmern (z.B. Antwortzeiten, Entgegenkommen für die Endkonsumenten, Konformität des Geschriebenen).

Die Wahl zwischen FBA und FBM hängt stark von Deinem Geschäftsmodell, Deinem Produktangebot und Deinen Zielen ab. Hier sind einige Szenarien, die Dir helfen können, eine Entscheidung zu treffen:

FBA eignet sich besonders für:

• Händler mit hohem Verkaufsvolumen: Wenn Du viele Bestellungen hast und den Versandprozess automatisieren möchtest, bietet FBA eine klare Erleichterung.
• Prime-Vorteil-Nutzer: Wenn Du sicherstellen möchtest, dass Deine Produkte als „Prime“ verfügbar sind und von Amazons schnellem Versand profitieren, ist FBA die richtige Wahl.
• Internationale Verkäufer: Amazon FBA bietet auch die Möglichkeit, in verschiedenen Ländern zu verkaufen, ohne sich um den grenzüberschreitenden Versand kümmern zu müssen.

FBM ist ideal für:

• Nischenprodukte oder handgefertigte Waren: Wenn Du Produkte verkaufst, die eine persönliche Note erfordern oder besonders selten sind, könnte FBM besser geeignet sein.
• Kontrolle über das Kundenerlebnis: Wenn Dir der direkte Kontakt mit Deinen Kunden wichtig ist und Du das Verpackungsdesign oder den Service personalisieren möchtest, ist FBM eine gute Option.
• Geringe Margen: Für Produkte mit engen Margen, bei denen die FBA-Gebühren zu hoch wären, ist FBM oft kostengünstiger.

Die Kombination von FBA und FBM kann eine clevere Strategie sein, um das Beste aus beiden Welten zu nutzen. Viele Amazon-Seller verwenden FBA für den Großteil ihrer Bestellungen, profitieren von Amazons Logistiknetzwerk und dem Prime-Versand, während sie gleichzeitig FBM als Backup nutzen, um mögliche Out-of-Stock-Situationen zu vermeiden.

Wenn Deine FBA-Bestände knapp werden oder unerwartet viel Nachfrage entsteht, kannst Du durch FBM sicherstellen, dass Dein Produkt weiterhin verfügbar bleibt. So vermeidest Du potenzielle Umsatzverluste und erhältst gleichzeitig die Flexibilität, Deine Logistik besser zu steuern. Diese Hybridstrategie bietet die Sicherheit, Kunden auch bei logistischen Engpässen nicht zu verlieren, und gibt Dir die Kontrolle über den Versand in Situationen, in denen Amazon-Logistikprozesse langsamer laufen könnten.

Die Entscheidung zwischen FBA und FBM ist vielschichtig und hängt von individuellen Zielen ab. FBA bietet Automatisierung, Prime-Versand und ausgelagerten Kundenservice, jedoch zu höheren Kosten, die durch steigende Gebühren zusätzlich belastet werden. Wer die Kosten und die Kontrolle im Griff behalten möchte, für den ist FBM eine gute Option – jedoch mit mehr logistischem Aufwand. Entscheidend ist, dass jeder Seller seine Margen, Deckungsbeiträge und die langfristigen Kostenstrukturen genau kennt, um das für sein Geschäft effizienteste Modell zu wählen.